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4.
Aufgabe im Fach Zamonistik: Wohin reichen die Wurzeln des Großen Waldes?
Lösung
von Nattifftoffe Obstip von Kolon:
Eine
uralte Legende aus Nordzamonien erzählt von den Bäumen des Großen Waldes. Es
ist eine nattifftoffische Legende, entstanden in einer Siedlung der
Nattifftoffen, die vor langer Zeit in der Ebene des Quelltals am Ostrand des
Waldes gelegen war. Diese Siedlung wurde schon vor Jahrhunderten aufgegeben und
heute findet sich keine Spur mehr von ihr, doch die Geschichte lebte in dem Gedächtnis
der Nattifftoffen weiter und ich will sie hier erzählen, damit sie nicht
verloren geht und niemals vergessen werden wird.
Vor
Urzeiten, als die Welt noch jung und schön war, als es noch mehr Grün und
weniger Lärm gab, die Daseinsformen noch im Schoße der Nacht schliefen [eine
andere Legende der Nattifftoffen, die hier den Rahmen sprengen würde] und
Zamonien grade erst aus dem Meer gestiegen war, wanderte der Große Elch, der
Urahn der Nattifftoffen, durch die Länder des Kontinents und suchte nach einer
Heimstatt für seine Erben. So kam der Große Elch auch über die Berge, die das
große Rohrzuckerfeld in Zentralzamonien von den Küsten im Norden des
Kontinents trennt und gelangte in das Quelltal, das sich damals viel weiter
erstreckte, als das Quelltal, das wir heute kennen, denn das Gebiet, das heute
von den Bäumen des Großen Waldes bedeckt ist, war damals noch von Bächen und
Moorflächen bedeckt, wie es das Quelltal bis heute ist.
Der
Große Elch sah sich um und ihm gefiel die Gegend. Er streifte durch die
morastigen Wiesen und schnupperte hier und dort, schaute umher und wurde sich
seiner Entscheidung, die Gegend schön zu finden, immer gewisser, bis er plötzlich
abrupt stehenblieb. Vor ihm saß auf einem Stein ein seltsames kleines Wesen,
das die Beine übergeschlagen hatte und ihn frech angrinste. Der Große Elche
starrte das fremde Wesen einen Moment an, erinnerte sich dann jedoch seiner
guten Manieren und wünschte mit einer Neigung seines Geweihs einen schönen
guten Tag. Das Männlein knickerte und gnurmelte nur und grinste den Elch weiter
an. Nachdem sich dieser das Schauspiel einen Moment angeguckt hatte, fragte er
mit der ausgesuchtesten Höflichkeit, der er fähig war (und er war zu sehr gewählter
Höflichkeit fähig, sehr gewählt!), was das Männlein hier denn mache und wer
es sei. Da antwortete es: Ich? Ich bin der Hüter dieser Gegend hier! Ich
passe auf, daß niemand hier Unsinn treibt und so! Was willst du denn eigentlich
hier? Häh? Der Große Elch starrte sein Gegenüber etwas fassungslos an und
antwortete dann, sich zusammennehmend: Nun, ich überlege, ob dies hier eine
gute Gegend für meine Nachfahren sein könnte! Die Gegend gefällt mir, nur ein
paar Bäume würden noch fehlen. Als das Männlein das hörte, hörte es auf
zu gnurmeln und hüpfte auch nicht mehr so rastlos um den Elch herum. Bäume?
fragte es, Na, das ließe sich doch ändern! Komm, wir machen ein Spiel!
Und es erklärte dem Elch, welches Spiel es sich vorstellte. Der Große Elch
solle so viele Bäume anpflanzen, wie es ihm gelänge. Wenn er das schaffe und
man die Ebene nicht mehr vor lauter Bäumen sehen könne, solle das Gebiet ihm
und seinen Nachkommen gehören. Wenn es aber nicht gelänge, müsse er
weiterziehen und außerdem etwas von seinem kostbarsten Besitz abgeben, was, das
würde das Männlein entscheiden, wenn es soweit wäre.
Der
Große Elch überlegte einen Moment und erklärte sich dann einverstanden. Die
beiden vereinbarten, daß der Große Elch 300 Jahre Zeit für seine Aufgabe hätte
denn damals hatte man noch Zeit und das Männlein verschwand gnurmelnd
zwischen den Steinen.
So
begann der Elch, Baumsamen zu sammeln und sie in der Ebene einzupflanzen. Doch
immer wieder ging etwas schief. In den ersten hundert Jahren verfaulten die
Samen in dem feuchten Boden, da die Quellen aus den Bergen die ganze Ebene
durchtränkten. Also leitete der Elch das Wasser um, so daß es tief unter der
Erde in einer großen Höhle sich sammelte. In den zweiten hundert Jahren kamen
die Dunkelkrähen aus den Finsterbergen und stahlen das Saatgut. Der Große Elch
vertrieb sie mit seinem Geweih und die Krähen flohen, aber trotzdem hatten sie
die meisten Samen gestohlen und nur wenige gingen an. Doch der Elch gab nicht
auf. Als er im dritten Jahrhundert daranging, die Samen einzupflanzen, traf er
plötzlich auf das Große Erdgnömchen, den Urahn der Erdgnömchen, die bis
heute im Großen Wald leben. Das Erdgnömchen fragte den Großen Elch, was er da
mache und dieser erzählte ihm sein Leid und seinen Kummer mit dem Pflanzen der
Bäume. Da bot das Erdgnömchen an, ihm zu helfen. Es nahm die Samen und grub
sie tief in die Erde ein, fast so tief, wie das Wasser aus den Bächen gesickert
war. So konnte weder Wasser noch Dunkelkrähen den Samen was antun und sie
hatten Zeit und Dunkelheit zu wachsen. Der Elch war zufrieden und freute sich.
Doch
am Ende des Jahrhunderts kam von den Finsterbergen eine dunkle Wolke herüber,
die ein Finsterberggewitter mit sich brachte und die jungen Schößlinge in dem
Tal am Ostrand der Ebene, die als letzte eingepflanzt worden waren und grade
erst ihre Köpfe aus der dunklen Erde erhoben, zerstörte. Jetzt hatte der Elch
keine Zeit mehr, den Schaden zu beheben und am Ende der dreihundert Jahre traf
der Elch an dem Stein den kleinen Gnom wieder, mit dem er gewettet hatte. Dieser
sah sehr zufrieden aus und eröffnete dem niedergeschlagenen Großen Elch,
unumwunden daß er die Wette offensichtlich gewonnen hatte. Der Elch nickte
traurig, denn er hatte ja offensichtlich es nicht geschafft, die Ebene vollständig
mit Bäumen zu bepflanzen. Der Gnom jedoch sprach ohne Pause weiter und erklärte,
was er als Preis haben wollte: Ein Stück vom Herz des Großen Elchs und zwar
den, in dem die natürliche Freundlichkeit steckte. Der Elch war ehrenhaft und
gab traurig aber erhobenen Hauptes, was das Wesen verlangte und zog dann weiter,
um nach einer Bleibe für seine Nachfahren zu suchen. So kam es, daß die
Nachfahren des Großen Elchs, die Nattifftoffen und Fänggen immer nur schwer
natürliche Freundlichkeit zeigen können und manchmal etwas unfreundlich
wirken, selbst, wenn sie von ausgesuchter Höflichkeit sind. Die Wurzeln des Großen
Waldes jedoch, soviel ist auch sicher, reichen bis tief in die Erde, wo die
unterirdischen Seen liegen, aus denen sich die Bäume nähren und trinken.
[Man
muß an dieser Stelle nochmal darauf hinweisen, daß dies eine Legende ist! Sie
entspricht nattifftürlich NICHT dem heutigen Stand der Wissenschaft, was die
Evolution der Nattifftoffen und die Entstehung des Großen Waldes angeht. Doch
mag sie als Antwort auf die Frage ausreichen!]
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