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58. Schreiben Sie einen Kommentar zu den diesjährigen Gebba-Meisterschaften!

Zamonische Kultur / Januar 2002 /

Was soll das heißen: Die diesjährigen Meisterschaften? Gibt es denn dieses Jahr überhaupt welche? Also, so weit ich weiß, ist der Gebba-Palast seit dem Sonderspiel Eintracht Blutschinkien gegen den 1. GC Fänggefing vor ein paar Monaten wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten geschlossen. Was bei diesem Spiel genau passiert ist, wird derzeit ermittelt. Es gibt zwar einige tausend Zeugen, aber wenige von ihnen sind derzeit vernehmungsfähig. Ich selbst kann mich noch daran erinnern, dass ich an jenem Tag (es war der Tag des Blauen Filzstiftes, zu dessen Feier ein flüchtiger Bekannter von mir, ein leicht spinnerter Wolpertinger namens Sero, der diesen Festtag übrigens persönlich ausgerufen hatte - keine Ahnung, wie er auf die Idee kam -, uns beiden Gebba-Karten besorgt hatte) als Teil einer riesigen Menge gen Gebbapalast strömte, um einen Platz auf einer der Tribünen zu ergattern. Diese Tribünen sind im Gebba-Palast übrigens ganz lustig angeordnet: Sie sind relativ klein und stehen in relativ großen Kabinen, die sich - wie in einem Paternosteraufzug - in der Mitte des maiskolbenartigen Palastes langsam auf und ab durch einen Schacht bewegen. So kommt man immer durch alle zwanzig Stockwerke und hat optimalen Überblick über das ganze chaotische Spielgeschehen, von dem man natürlich durch dicke Schichten Panzerglas und diverse Gralsunder Bannflüche abgeschirmt ist. (Man sagt, dass der Aufzug von zigtausend Hamstern bewegt wird, die unterirdisch durch ihre Hamsterräder hetzen, wahrscheinlicher ist aber die Version mit zigmilliarden zamonischen Glühameisen.)

Also, Sero und ich nahmen in einer der Kabinen Platz, nicht ohne uns vorher mit reichlich Dampfbier und essbaren Miniaturmegathern eingedeckt zu haben, der Paternoster fuhr rumpelnd an, die Schiedsrichterpfeife schrillte und das Spiel begann. Ein Horde wild gewordener bzw. immer schon wild gewesener Fänggen und Blutschinken stürmte das zwanziggeschossige Spielfeld, hielt sich gar nicht erst mit Nebensächlichkeiten wie Toren, Geschossen oder gar Spielregeln auf und begann gleich in einem konsequenten K.O.-System zu spielen: Möglichst viele Spieler der gegnerischen Mannschaft möglichst schnell K.O. zu schlagen hieß es, und wenn mal aus Versehen ein Mannschaftskollege dazwischen kam, machte es auch nichts. Blut. Gewalt. Knochensplitter. Ab und zu sah man in dem ganzen heillosen Getümmel ein kleines bemitleidenswertes Männchen herumhopsen, das hier wohl den Schiedsrichter abgab und einen gigantischen Wälzer mit sich herumschleppte - das vom Gebba-Komitee lizenzierte Regelwerk für Gebba, im Grunde eine Sammlung aller Dokumente seit den ersten Vorläufern des Gebba-Spiels vor etwa 8000 Jahren in Mesopotamien, natürlich eine völlig undurchschaubare Anhäufung von sich allen Ecken und Enden widersprechenden, kläglichen Ansätzen, die Gebba-Regeln zusammenzufassen und zu verschriftlichen. Man zählt an die 3000 verschiedenen Sprachen, die in dem Werk vorkommen, Dialekte und diverse Sonderformen nicht mit eingerechnet. Da blickt keiner mehr durch, schon gar nicht die Blutschinken und Fänggen, die mittlerweile mangels einer ausreichenden Zahl noch aufrecht gehender Gegner dazu übergegangen waren, ihren Kampfgeist am Gebäude und der Einrichtung auszulassen.

Schließlich zersplitterte dicht vor mir eine Zuschauerschutzscheibe, und das Nächste, an das ich mich erinnern kann, ist, dass ich dick bandagiert in einem überfüllten Hospital aufwachte und von einer resoluten Krankenschwester sogleich durchs Fenster entsorgt wurde, um Platz für schwerer verletzte Patienten zu schaffen. Tja, nächstes Mal wieder ins Megather!

 

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