Eingang Hausaufgaben Planmacher
Erste Hilfe für Leersaalgeschädigte
Flaschenpost

<< zurück zur Übersicht

 

54. Beschreiben Sie die Stadt Wolperting. Was ist ihr Ursprung, was sind die wichtigsten historischen Ereignisse ihrer Geschichte, und warum ist es ausschliesslich Wolpertingern gestattet, sie zu betreten

Zamonische Geschichte / November 2001 /

Die Geschichte der Stadt Wolperting, malerisch gelegen zwischen den goldenen Ebenen von Kornheim und den lauen Wassern des Wolpersees, wartet mit nicht mehr und nicht weniger historischen Ereignissen auf, als man an zwei Pfoten abzählen kann: Doppelvier.

Das erste war natürlich DIE ERBAUUNG der Stadt. Der Baustil: Schlicht und einfach, bescheidene Gemüsegärtchen, fast ärmliche strohgedeckte Hütten. In auffälligem Kontrast dazu: Die sehr aufwändig und protzig errichtete Stadtmauer, die heute noch auf jeder guten Zamonien-Landkarte eingezeichnet ist. Kreisrund, 25 zamonische Sehmeilen Umfang, sechzig Yeti-Ellen dick, reiner Diamantstahlgranitbeton, keine Stadttore, dafür protzige Statuen, Stachdeldraht, Piranhagräben, Salzsäure, Heftzwecken, scharfe Wachdämonen, Teer, Pech, Schwefel, Feuer, Bannstrahlen, Selbstschussmechanismen, Nervengas, Mausefallen und Fliegenfänger, damit auch ja keine Daseinsform außer den Wolpertingern in die Stadt gelange. Warum diese Abschottung?

Nun, ursprünglich kamen die Wolpertinger aus Bayern und sahen auch noch ganz anders aus, als wir sie heute kennen: Sie vereinten zu jener Zeit physiognomische Merkmale von Hasen, Eichhörnchen, Enten, Hirschen, Tauben, Füchsen, Bibern und noch einigem nicht mehr Spezifizierbarem in sich. Auf diese genetische Vielfalt waren die Wolpertinger seit jeher sehr stolz, sie brachte sie jedoch in Gefahr, da Wolpertinger bei menschlichen Jägern, Kürschnern, Präparatoren und sogar Feinschmeckern aufgrund ihres außergewöhnlichen Erscheinungsbildes und ihrer Seltenheit immer begehrter wurden und immer ärger Jagd auf die raren Mischwesen gemacht wurde. So entschlossen sich schließlich diese, nach Zamonien auszuwandern. Bei der Einreise geriet das Volk der Wolpertinger an zwei betrunkene nattifftoffische Zollbeamte, die den Erbanlagenreichtum der Immigranten als illegale Schmuggelware ansahen und beschlagnahmten. Jeder Wolpertinger musste große Teile seiner DNA abliefern; übrig blieb ein blasser Schatten vom einstigen Artenreichtum der fabulösen Fabelwesen: Die Männchen sahen fortan aus wie aufrecht gehende Hunde mit Geweih; die Weibchen nahmen die Gestalt von aufrecht gehenden Katzen an und wurden später Felpertingen genannt. Total schockgefrustet über diese einschneidende Veränderung erbaute man also die Stadt Wolperting und verbot allen anderen Daseinsformen den Eintritt. Diese Isolation war der genetischen Vielfalt zwar erst recht abträglich, aber der Verstand schlecht behandelter Nationen geht oft verschlungene Pfade. Ich erinnere da nur mal an die Buntbären, die nichts besseres zu tun haben als eine durch und durch autoritäre Gesellschaft aufzubauen, nachdem sie gerade aus der diktatorischen Klaue des Zamomins befreit wurden.

So, nun hatten die Wolpertinger eine eigene Stadt, ein neues Outfit, an das es sich zu gewöhnen galt, aber sie hatten noch keine Gesellschaftsordnung. Als die kam, war sie ausgesprochen matriarchalisch, das heißt, die weiblichen Felpertingen unterjochten die männlichen Wolpertinger mit List und Tücke, hielten sie sich ein paar Jahrhunderte lang als Sklaven, bis es ihnen zu langweilig wurde, ließen schließlich die Stadtmauern einreißen und wanderten als Volk der Mütter und Töchter aus in die wilde weite Welt, suchten und fanden dort Glück, Erfolg, Abenteuer und Reichtum, schickten alle paar Jubeljahre mal einen Umschlag mit großen Scheinchen nach Hause und kreuzten noch seltener selbst dort auf, weshalb Felpertingen in Zamonien heute kaum noch bekannt sind und Wolpertingerwelpen künstlich gezüchtet werden müssen. Beim zamonischen Daseinsformen-Melderegister in Atlantis sind Wolpertinger und Felpertingen heutzutage als zwei unabhängige, geschlechtslose Rassen aufgeführt.

Möglich wurde diese Frauenherrschaft durch eine weitere biologische Besonderheit der Wolpertinger, die der Erbmaterial-Beschlagnahmung zu verdanken ist, nämlich eine sehr unausgewogene geschlechtsspezifische Verteilung physischer und kognitiver Fähigkeiten: Männer sind groß, kräftig und blöde; Frauen dagegen sind clever. Doch, liebe Leserinnen, das ist schon eine Besonderheit. Umgekehrt wäre es natürlich auch eine. In die Geschichte der Stadt Wolperting ging diese Geschlechtertrennung als DER GROSSE EHEKRACH ein - das zweite wichtige historische Ereignis. Man sagt, dieser "Bürgerkrieg" habe sich an einer Meinungsverschiedenheit über die optimale Kochzeit eines Frühstückseies entzündet. Was zurückblieb, war eine kaputte Stadtmauer und das Verbot für alle Daseinsformen außer Wolpertingern, an das sich fortan niemand mehr hielt, das aber auch nie offiziell aufgehoben wurde. Nur deswegen kann von diesem Verbot überhaupt noch eine Rede sein.

Zurück blieb auch die gesamte männliche Bevölkerung von Wolperting, flabbergastiert und hilflos, weil seit Generationen an nichts außer Sklavendienste und willenloses Befehleausführen gewöhnt. Diesen Umstand und den naturgemäß bescheidenen Intellekt männlicher zamonischer Wolpertinger machte sich das Zamomin zunutze, das mit seiner damals noch fliegengewichtigen Moloch (nur 645 751 BRT) vorbeidampfte und gut 50 % der orientierungslos herumstehenden Wolpertinger als Sklaven einsackte. Für die änderte sich lediglich der Arbeitgeber, der Wohnort, die Art der zu verrichtenden Dienste, die Unterkunftsbedingungen, der Alltag, naja, eigentlich alles, außer dem Arbeitsverhältnis. DIE ENTFÜHRUNG - Historisches Ereignis Nummer drei.

Die verbliebenen Wolpertinger waren gezwungen, aus eigener Kraft ein neues Gesellschafts- und Wirtschaftssystem aufzubauen. Sie setzten dabei auf die Wolpertingerwelpenzucht, indem sie ihre sehr niedlichen Jungtiere, die Wolpertingerwelpen, als Haustiere verkauften, und so jede Menge reicher Schoßtierliebhaber, zumeist Menschen, in den Umkreis von Wolperting und teilweise sogar hinter die Stadtmauern lockten (offiziell verboten, aber, wie gesagt...). Als Mensch muss man in Zamonien entweder sehr abenteuerlich oder sehr reich sein. Gern gesehen sind in Wolperting vor allem die Menschen des letzteren Typus, da die Stadt von ihren Steuern und ihrer Schoßtier-Kaufkraft ungemein profitiert. Und jagen können sie die Wolpertinger jetzt auch nicht mehr. Meistens sind es Essiggurkenfabrikanten, die sich in Wolperting ansiedeln; diese Berufsgruppe ist von Natur aus schoßhündchenliebend, findet dort ideale Klimabedingungen für die essiggurkenverarbeitende Industrie und können sich auch die recht hohen Steuern leisten, weil Essiggurken bei nattifftoffischen Jugendlichen als Modeschmuck hoch im Kurs stehen, weil... aber das ist eine andere Geschichte.

Was die Wolpertinger Geschichte anbetrifft, die fand ihr viertes wichtiges historisches Ereignis im BUCHTINGER UNABHÄNGIGKEITSKRIEG, der Wolperting zwar nicht direkt betraf, aber eine gesalzene Unabhängigkeitserklärung hervorbrachte, in deren fünftem Artikel Wolperting ganz schön sein Fett weg kriegt. Das fünfte, sechste, und siebte wichtige historische Ereignis von Wolperting existiert praktisch nicht, weil das ja bekanntlich Unzahlen sind. Igitt. Bleibt nur noch das doppelvierte historische Ereignis: DER NEUNZEHNTE INTERNATIONALE HOAWIEFPIZZAMAMPFMARATHON, bei dem der Rekordhalter und Schweinsbarbar Nörf Brockshau seinen eigenen Bestwert von 229 Doppelpizzen in acht Stunden um nur 213 Gramm verfehlte.

 

<< zurück zur Übersicht

Flaschenpost
Erste Hilfe für Leersaalgeschädigte
Planmacher Hausaufgaben Eingang