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48. Wie entstand die Fhernhachingsche Wotanskerbe tatsächlich?

Zamonische Geschichte / Februar 2001 /

Wie viele Wotanskerbenforscher braucht man, um eine Glühbirne auszuwechseln? Dreißig. Einer hält die Birne und 29 drehen das Haus.

Tja, Wotanskerbenforscherwitze sind nach den Dämonenwitzen die beliebteste Amüsementgattung des kleinen Mannes. Aber was macht die Gesamtheit der berufs- oder hobbymäßigen Wotanskerbenforscher, der etwa 0,000025 % der zamonischen Bevölkerung angehören, eigentlich zur Zielscheibe solcher formbaren Standard-Witze, in die man andernorts gerne Blondinen oder Ostfriesen einsetzt? Nun, dass man Wotanskerbenforscher für beschuckt erklärt, hat doch so seine Hintergründe und Berechtigung.

Wie allgemein bekannt ist und jedes Kind weiß, ist der stellenweise 50 Meter tiefe Graben, der die Region Fhernhachingen vom Restkontinent Zamonien trennt, durch einen in ferner Vergangenheit liegenden Wutausbruch des Donnergottes Wotan entstanden, den er mit einer gigantischen Axt auslebte. Diesen absolut unbestreitbaren Fakt greifen nun die - vermutlich größtenteils tatsächlich psychisch gestörten - Wotanskerbenforscher an. Sie haben grundsätzliche Probleme mit dem Akzeptieren dieser historischen Tatsachen, stempeln sie als Kleinkindermärchen oder gar antiquierte Göttersagen ab und verweigern der gesunden Wahrheitsakzeptanz der zamonischen Bevölkerung jeglichen Respekt, indem sie daran arbeiten, die Kerbe zu untersuchen, haarsträubende Forschungen und Theorien an- und aufzustellen und diese dann auch noch laut über Land zu posaunen.

Klar, dass sie sich mit solchem Gebahren in den Status von Witzfiguren befördern. Zahlreiche zamonische Verlage machen indes guten Profit mit kleinen Mitbringsel-Büchlein oder ausgewachsenen Nonsens-Lexika, in denen die lächerlichen Ideen der Wotanskerbenforscher zur Erheiterung des Volkes gesammelt sind. Auch im "Gralsunder Basiswerk des Abstrusen" ist ihnen ein eigenes Kapitel gewidmet. Ein paar der schönsten Bonbons möchte ich auch an dieser Stelle anbringen:

"Die Wotanskerbe ist höchstwahrscheinlich ein antiker Kanal, eins der ersten Werke der Venedigermännlein, die schon zu Beginn ihrer zamonischen Population lieber klotzten als kleckerten."

"Die Wotanskerbe ist neben der Abtrennung der Tatzeninsel eins der Werke der Dentidenmonster, den Kariesbakterien, die Zamonien einst infiziert hatten."

"Zar S. Witsch II. ließ die Wotanskerbe gleich nach seiner Krönung als Ort für schattige Obstgärtchen ausbaggern. Die Fertigstellung erlebten weder er noch die nächsten drei Nachfolger, die übrigens alle nichts von der Genusssucht des Zaren hielten, aber Witschweine sind zäh und konsequent, die Obstgärten wurden angesiedelt, gerieten jedoch bald wieder in Vergessenheit."

"Wie die sogenannte Wotanskerbe entstanden ist? Tja, eines Morgens bekam das Zamomin Lust auf einen Landgang - an Bord der Moloch..."

"Wo heute die Wotanskerbe ist, war früher ein Pilgerweg der Navoklyten, der Vorläufer der Zwergpiraten, die noch Kiemenatmer waren und unter Wasser lebten, genauer gesagt, in der heutigen Bucht Wotansmund. Die Irrlichterbucht war für sie ein heiliger Ort, jeder Navoklyt musste sie einmal im Leben betreten haben, würdig dazu war aber nur, wer den lebensfeindlichen Pilgerweg über Land überstanden hatte. So wagten über Jahrmillionen hinweg täglich tausende von Navoklyten den Landgang und schafften es durch starken Geist und extreme religiöse Gefühle zu überleben. Zurück tauchten sie dann unter dem heutigen Fhernhachingen hindurch. Durch emsiges, ununterbrochenes und langwährendes Getrappel kleiner, japsender Kerlchen entstand mit der Zeit eine tiefe Schlucht. Hätten sie nicht gerade noch rechtzeitig den Evolutions- und Kultursprung zu den heutigen Zwergpiraten gemacht, wäre auch Fhernhachingen heute eine Insel."

"In Wirklichkeit zeichnet das Fhernhachische Fremdenverkehrsamt für die Wotanskerbe verantwortlich. In Nacht- und Nebelaktionen wurde die Schlucht einst ausgebaggert und anschließend am hellichten Tage und unter viel Pomp und Trara mit kostspieligen und aufwändigen Brücken überspannt. Diese Geste, so hoffte man, würde durch ihren Symbolwert viele Touristen nach Fhernhachingen locken, wo sie ihren Urlaub natürlich nicht mit Geld, sondern mit ihrer bloßen Anwesenheit bezahlen würden und damit, sich umschmeicheln und verwöhnen zu lassen. Ein solcher Urlaub jedoch ist zu viel für die stärksten Nerven, weshalb das ganze Projekt ein Schlag ins Wasser war."

Sie sehen, der Spinnertheit der Wotanskerbenforscher sind keine Grenzen gesetzt. Nun, die zamonische Gesellschaft nimmt das ganze mit Humor, aber was ist wohl mit dem temperamentvollen germanischen Donnergott, dessen Autorität die Wotanskerbenforscher zu untergraben suchen? Wie lange wird Wotan noch mitansehen, wie sein Ansehen öffentlich geschändet wird? Oh, ihr armen wahngeplagten Kerbenforscher, eure Zeit ist bald um! Das Strrrafgerrricht Wot-haaans wird euch trrrefffennn! Hiiiähähähähähähäää! (irres Gelächter, Ausblende)

 

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