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44. Geben Sie einen historischen Abriss der Nattifftoffischen Erbfolgeschubsereien!

Zamonische Geschichte / Oktober 2000 /

Die Natifftoffischen Erbfolgeschubsereien (geläufiger und richtiger unter dem Namen Atlantische Erbfolgerempeleien) waren ein Ereignis, das zwar in politischer Hinsicht keinerlei Veränderung über Atlantis und Zamonien brachte, jedoch trotzdem ein einschneider Knick in der zamonischen Geschichte war. Seit Anbeginn der Geschichtsschreibung wird die Oberherrschaft über Atlantis und damit gleichzeitig über Zamonien von Nattifftoffen innegehabt und erblich weitergereicht, was ihnen zwar erstens wenig wirkliche Macht brachte (die Lebensformen, Phänomene und sonstigen Umstände in Atlantis und ganz Zamonien sind seit jeher viel zu chaotisch, als dass sich hier irgendetwas zentral beherrschen ließe) und zweitens politisch engagierte Lebensformen nicht daran hinderte, sich aktiv an der Politik zu beteiligen.

Zu diesem Thema ein kleiner Exkurs: Es gab ein Parlament im atlantischen Oberrathaus. Es war eigentlich nur als Schmuckvorrichtung vorgesehen, um der Politik einen demokratischen Abglanz zu verleihen. Fakt war, dass in diesem Parlament ein reges Kommen und Gehen herrscht, es gab keine Wahlen, keine Auserwählten, jeder konnte nach Belieben kommen, Brotzeit machen, Müll verstreuen und auch intellektueller Beschäftigung nachgehen, indem man sich einen Platz an der Großen Flüstertüte ergatterte und Steuerfreiheit für Stollentrolle, Gründung einer Erdnussbutterallianz, öffentliche Hinrichtung aller Akademiker oder sonstiges forderte. Diskutiert wurde dann auch, meistens durch eigene Flüstertüten, die man mitbrachte. Zwei Stunden am Tag ließ sich regelmäßig der nattifftoffische Bürgermeister herab, auf einer unerreichbar hohen Galerie und auf einem gold-purpursamtenen Thron zu sitzen, möglichst hochnäsig auszusehen und den Begehren des Volkes zu lauschen. Darüber zu entscheiden, hatte er gar keine Chance; fand eine Idee in Atlantis geügend Anhänger, wurde sie einfach durchgeführt, das geschah ganz unbürokratisch. Wirkliche Macht hatten die Nattifftoffen nur durch ihre Vertreter, die im Parlament Stammplätze hatten und die Diskussionen möglichst geschickt nach ihrem Willen zu lenken wussten.

Dramatisch wurde das Ganze ganz plötzlich, weil eines Tages ganz unvorhergesehen die Menschen, die gerade eine große Mehrheit im Parlament hatten, die Alleinherrschaft der Nattifftoffen als Vetternwirtschaft anprangerten und eine geregelte Demokratie und freie Wahlen forderten. Was die Menschen unter geregelter Demokratie verstanden, wäre natürlich ungleich steifer und bürokratischer gewesen als das funktionierende atlantische System, doch was die Nattifftoffen veranlasste, sich ungewöhnlich heftig gegen diese Forderungen zu wehren, war natürlich ihr Stolz. Die Diskussionen wurden wutsprühend, heftig und emotionsgeladen, sie fanden schließlich ausschließlich zwischen Menschen und Nattifftoffen statt, die anderen Lebensformen beschränkten sich darauf, Popcorn und gegrillte Maiskolben mitzubringen und den Diskussionen zuzusehen, die sich spannender gestalteten als jeder Gladiatorenkampf und zusehends unsachlicher wurden.

Zuerst war man auf Niveau wüster Beschimpfungen und körperlicher Rempeleien angelangt, dann stieg das Niveau der Auseinandersetzung wieder. Menschen und Nattifftoffen spannen nun gegenseitig verbale Intrigen, verbreiteten geschickt Lügen und Gerüchte, versuchten sich gegenseitig geschickt und unmerklich den Boden unter den Füßen wegzudiskutieren und das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Zwei Gegner taten sich dabei ganz besonders hervor: Der Nattifftoffe Wes Geh und der Mensch Nepûn Ternemén. Geh bekam jedoch im Laufe der Zeit immer mehr Oberwasser, bis der schon sehr geschickte Ternemén am Ende seiner intellektuellen Kampfeskraft angelangt war und Geh einfach aus dem Fenster schubste. Der brach sich ein Ohr, hatte jedoch schon so geschickt die Gunst des Volkes auf die Seite der Nattifftoffen gezogen, dass es denen nun ein Leichtes war, mit den übrigen Lebensformen eine Allianz zu bilden und den Strom der völkischen Entrüstung zur Verbannung sämtlicher Menschen aus Atlantis zu nutzen, die dann auch weitgehend aus Zamonien entschwanden und ihr steifes Demokratieverständnis in die Welt hinaustrugen.

Die Nattifftoffen aber hatten nun dank Geh, dessen Ohr schnell wieder genas, nicht nur die Gunst des Volkes, sondern auch wieder größere Macht gewonnen. Das Parlament wurde renoviert, pompös ausgeschmückt, Megather getauft und einem anderen Zweck zugeführt: Wes Geh wurde der erste Lügengladiator der atlantischen Geschichte und ließ sich fortan herausfordern, bis ein geschicktes Witschwein ihn erstmalig vom roten Thron vertrieb. So entstanden die legendären atlantischen Lügenduelle, die das Volk mehr erheiterten als alles andere und von jeglichem politischen Engagement fernhielten. Einer der berühmten Beweise für das politische Geschick der Nattifftoffen.

 

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