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37. Welche zamonischen Daseinsformen leben noch heute in unserer näheren Umgebung und was sind ihre Lebensgewohnheiten?

Zamonische Biologie / August 2001 /

Nicht Mensch noch Tier - und dennoch außerhalb von Zamonien leben? Geht das? Anscheinend. Tatsächlich gibt es noch einige zamonische Daseinsformen, die sich bis heute auf anderen Kontinenten gehalten haben, wo die Menschen herrschen, eine Spezies, die seit den Atlantischen Erbfolgerempeleien nicht mehr allzu gut auf andere Arten sprachbegabter Lebewesen zu sprechen ist. Tarnung und Versteck ist deshalb eine der obersten Pflichten für die Handvoll der im "Exil" lebenden Zwerge, Hexen, Trolle, Dämonen, Mischwesen und anderer Zamonier. Sieben aus den Reihen dieser verbliebenen Daseinsformen verdienen aufgrund ihrer biologischen Eigenschaften, ihrer Lebensgewohnheiten und ihrer Tarnmethoden vom wissenschaftlichen Standpunkt her besondere Aufmerxamkeit und sollen daher hier im Einzelnen vorgestellt werden.

QUASSELDÜNEN, DIE: Quasseldünen leben fast ausschließlich in besonders abgelegenen, ereignisarmen und mäßig durchreisten Gegenden der irdischen Wüsten, meistens während langanhaltender, vollkommener Luftruhe und Niederschlagsfreiheit. Sie existieren weitestgehend unbemerkt von der solcherlei erklärungsbedürftigen Daseinsformen gegenüber wenig aufgeschlossenen menschlichen Gesellschaft, da Quasseldünen dazu neigen, ihre Opfer um den Verstand zu bringen. Die wenigen wagemutigen Wüstenexpediteure, die jemals Bekanntschaft mit dem ungewöhnlichen biologischen Phänomen gemacht haben, sitzen heute in gut bewachten Gummizellen oder ruhen tief eingebettet im Wüstenboden, in Form von Gerippen, durch die der Sand rieselt.

Normalerweise erscheinen Quasseldünen ausschließlich verirrten Wüstenreisenden in Not, umwandern dann tage- oder wochenlang die Hilflosen und setzen ihnen mit geschmacklosen Scherzen und zynischen Bemerkungen über die Aussichtslosigkeit der Lage so lange zu, bis die Bedauernswerten den von Wassermangel und Sonnenbestrahlung schon strapazierten Verstand vollends verlieren. Quasseldünen greifen dabei bevorzugt auf klassische Wüstenwitze zurück, die von Telefonzellen, Kakteen oder Krawattenzwang handeln, oder verlieren sich lauthals in orgiastischen Schwärmereien von kühlem, klarem, Leben spendendem Felsquellwasser. Auch der Umstand, dass sie eine Stimme haben wie fünf Liter Helium auf Ex, trägt wohl nicht gerade zu ihrer Erträglichkeit bei.

Quasseldünen, angeblich entfernt verwandt mit Sandmännern und dem Denkenden Treibsand von Unbiskant, waren ursprünglich in der Süßen Wüste Zamoniens beheimatet, siedelten dann aber (sie reisten in Form einzelner Sandkörner per Anhalter mit atmosphärischen Luftströmungen) in andere Wüsten um, weil dort die Lebensbedingungen ihrer Opfer aufgrund der fehlenden Gimppopulation noch niederschmetternder sind.

FHERNHOCKENHEIMER, DIE: Unwissenschaftliche Bezeichnung für die Minderheit der außerhalb von Zamonien lebenden Träger fhernhachischer Erbgutfragmente in der menschlichen Fortpflanzungskette. Als Vertreter der Gattung der sogenannten Halbzwerge sind Fhernhachen mit Menschen genetisch kompatibel, leben aber seit den Atlantischen Erbfolgerempeleien wie alle zamonischen Daseinsformen fast vollkommen isoliert von diesen. Nachkommen alter gemischter menschlich-fhernhachischer Geschlechter finden sich in Zamonien mittlerweile so gut wie gar nicht mehr; in Kontinenten wie Eurasien, Afrika oder Amerika kommen neueren Schätzungen zufolge auf eine Milliarde Menschen nur noch 92 sogenannte Reinfhernhockenheimer, bei denen sich die teilfhernhachische Abstammung immerhin noch durch Merkmale wie außergewöhnlich große Augen, lange Nasen oder markant ausgewuchtete Bäckchen bemerkbar macht - überflüssig zu erwähnen, dass die Zahl weiterhin rasant abnimmt und für die Reinfhernhockenheimer wohl kein Weg am Aussterben vorbei führt.

FELPERTINGEN, DIE: In entfernter Verwandtschaft zum zamonischen Wolpertinger handelt es sich bei Felpertingen um katzenartige Gestalten, die allerdings aufrecht gehen und bis zu zwei Meter groß werden können. Sie sind eher einzelgängerisch veranlagt, geben sich im Umgang mit anderen Daseinsformen gerne etwas geheimnisvoll, spielen exzellent Mühle und kommunizieren ausschließlich telepathisch. Felpertingen sind vor allem in Atlantis sowie auf Selsilla zu Hause, gehören aber auch zu den wenigen Daseinsformen, die außerhalb Zamoniens noch vertreten sind. Dort leben sie vorzugsweise im Untergrund, teilen sich bisweilen Versteck und Unterschlupf mit menschlichen Vertretern sozialer Randgruppen, in denen man schrille Typen schon so gewöhnt ist, dass eine katzenköpfige Menschengestalt, und spricht sie auch telepathisch im Geiste, kaum weiter auffällt.

HIRNMADE, DIE: Bei dieser Spezies gibt es in Expertenkreisen Probleme, was die biologische Einordnung betrifft. Von manchen wird die Hirnmade als Bakterium gehandelt, von anderen der Gattung der zamonischen Erdwürmer zugeordnet, das sie äußerlich wie eine mikroskopische Miniaturausgabe der Zamonischen Finsterbergmade zu sein scheint.

Unumstritten ist dagegen, wie sie entstanden ist, genauer: wer sie geschaffen hat und zu welchem Zweck. Die Unsichtbaren Leute, berühmt für den unerschütterlichen Glauben an ihr Wissen, was gut für Zamonien ist, haben Kolonien der Hirnmade gezüchtet und als feinen Eisenstaub in der Erdatmosphäre verteilt. Die metallischen Kleinstorganismen "infizieren" ausschließlich Menschen durch Einatmen, siedeln sich im Gehirn an und durchstreifen fürderhin rastlos alle Windungen beider Hirnhemisphären, um jegliche Erinnerungen, Gedanken, Sorgen, Fragen, Antworten, Lösungen und Ideen, die in irgendeiner Weise mit dem Kontinent Zamonien, seiner Geschichte, seinen Daseinsformen oder seinen großzügigen Naturgesetzen zusammenhängt, zu packen und unverzüglich dem See des Vergessens zuzuführen, alternativ auch an Ort und Stelle zu zermalmen. Die Unsichtbaren Leute wollten eben verhindern, dass die Menschen schließlich auch noch von diesem letzten verbliebenen Kontinent Besitz ergreifen, und sei es auch nur gedanklich.

Der außerzamonischen Schulmedizin bleibt die "Krankheit" völlig verborgen, da die Hirnmaden immer dem normalen Eisengehalt des Blutes zugerechnet werden. Bester Schutz: Aufenthalt in dimensionslochreichen Gebieten und Infektion mit möglichst vielen zamonischen Intelligenzbazillen. Gegen die hat auch die Hirnmade keine Chance.

FINKEL, DIE: Nomadisierendes Volk, beheimatet in der Eiswüste der Antarktis; eine vom Zufall zusammengewürfelte Notgemeinschaft von gesellschaftlichen Aussteigern und Außenseitern aller Kulturkreise und Dimensionszugehörigkeiten, die ihr Heil in der Einsamkeit suchten, dann aber wahrscheinlich nicht damit zurechtkamen und eine wandernde Stammesgemeinde gebildet haben, die - unbemerkt von Polarforschern oder anderen Vertretern menschlicher Zivilisation - immer noch im Wachstum begriffen ist. Finden Finkel in der Eiswüste eine notleidende oder orientierungslose Person, so nehmen sie sich ihrer an und nicht sich, sondern sie in ihren Stamm auf, ohne Ansehen von Stand, Vermögen, Blutgruppe oder Fotogenität. Die Finkel möchten erklärtermaßen nicht am sogenannten geregelten bürgerlichen Lebenswandel teilhaben, sondern einem eigenen Ideal von Freiheit und Müßiggang ohne Bevormundung nachgehen, unter möglichst niedrigen Temperaturen.

Die Finkel sind erklärte Gegner jeglicher Auseinandersetzung. Diese Einstellung geht so weit, dass die meisten von ihnen sogar das Sprechen verweigern, weil ihrer Meinung nach schon ein unverfängliches "Hallo, lang nicht gesehen, gut siehst du aus!" Konflikt bedeutet - der die das Gegenüber könnte ja anderer Meinung sein. Manche Finkel bieten Abendkurse an, in denen man das Sprechen verlernen kann.

Schon seit etlichen Jahren durchwandern die Finkel die Antarktis auf der Suche nach einer legendären Stadt namens El Egarim, sind außerdem begnadete Züchter des Mammuins, einer Kreuzzüchtung aus Mammut und Pinguin, die sowohl zu Wasser als auch zu Land ein ideales Reit- und Lasttier abgibt - gutmütig, treu, genüxam. Die Ernährung der Finkel wird von der antarktischen Rotwurzelfliegenfalle dominiert, von den Finkeln meist salopp "Fink" genannt, wenn sie denn mal sprechen oder etwas aufschreiben (letzteres ist übrigens weniger verpönt als das Sprechen, da sich Geschriebenes leichter ignorieren lässt). Das Fink schmeckt, sättigt und versetzt je nach Dosierung in beschwingt-fröhliche Laune bis unbändige Extase, ferner dient die Rotwurzelfliegenfalle, die übrigens fachmännisch geerntet werden muss, da sie sonst dazu neigt, auch komplexere Organismen einfach zu verschlingen und zu verdauen, den Finkeln als Textilrohstofflieferant, aus dem sie ihre polarsichere Kleidung verfertigen.

Zuletzt will noch kurz auf die moralischen Leizätze eingegangen sein, die angeblich aus einer kosmischen Flaschenpost stammen und den Finkeln als Richtschnur für ihre etwas merkwürdige Lebensgestaltung dienen. Wesentlich merkwürdiger noch sind ihre zwölf Grundsätze, die da lauten:

1. Ehre das Fink!

2. Du sollst keinen im heißen Wahn mit Namen grüßen!

3. Du sollst kein Glas essen!

4. Wenn du zwei ineinander gestapelte Gläser am Boden siehst, sollst du sie nicht mit dem Fuße übertreten, sondern rückwärts auf den Händen gehend; ferner sollst du die Gläser nicht verspeisen!

5. Spiegelt sich eine grüne Möwe in einem leeren Glas, so muss dieses dreimal neu gefüllt werden, denn sonst droht großes Unglück.

6. Kreuzt du den Weg eines im heißen Wahn, der es sich auf zwei ineinander gestapelten Gläsern bequem gemacht hat, so darfst du ihn nicht treten; noch sollst du ihn mit Namen grüßen oder von den Gläsern kosten!

7. Du sollst eine Frisur tragen, die sei wie keine andere Frisur im ganzen Universum. Begegnest du einem deiner Brüder, so sollst du ihn nicht auf seine Frisur ansprechen! (Zu dieser harmlos klingenden Regel haben ehemalige Finkel Erschütterndes berichtet.)

8. Spiegelt sich eine grüne Möwe in den Augen eines im heißen Wahn, der auf zwei ausgetrunkenen Gläsern sitzt, befindest du dich in einer beklagenswerten Situation. Du solltest dennoch ni(unleserlich)ut sinken lassen noch den im heißen Wahn mit seinem Namen grüßen, die Gläser verspeisen, die grüne Möwe treten oder deinen Bruder in ein Gespräch bezüglich seiner Frisur verwickeln.

9. Du sollst rückwärts gimpeln! (Da niemand der Finkel weiß, was "gimpeln" bedeutet, kann es auch niemand tun, was diese Regel zu einer der am schwersten einzuhaltenden macht.)

10. Du sollt vorwärts gimpeln! (s.o.)

11. Du sollst nicht auf einer Schneewehe nächtigen, die gegen Weihnachten wandert. Wandert sie hingegen Richtung Ostern, dann gute Nacht!

12. Du sollst nach der Stadt mit dem Namen El Egarim gehen, und wenn du sie gefunden hast, dann sollst du sie ergreifen und einstecken, auf dass du sie kennest wie deine Westentasche!

ZWERGCOWBOYS, DIE: Die Zwergcowboys sind der Schrecken der Prärie. Es weiß allerdings niemand davon, weil sie so klein sind, dass keiner sie bemerkt, nicht einmal ihre bevorzugten Jagdopfer, die Büffel, die ihre Jäger um Zigfaches überragen und bis zu fünfhundert mal schwerer werden. Bisher ist kein Fall bekannt geworden, in dem es ein Zwergcowboy geschafft hätte, einen Büffel einzufangen und zuzureiten, aber sie versuchen es mit unglaublicher Zähigkeit immer wieder, wobei sie unbarmherziger Gluthitze, unerbittlichen Banditen, feindlichen Apachen und schwersten Erschütterungen auf dem Rücken tobender Büffel trotzen und sich gerne als harte Burschen aufspielen, die nichts aus der Ruhe zu bringen vermag. Nachts jedoch beweinen die Zwergcowboys ihre Misserfolge heimlich und ausgiebig in leisen Klagegesängen, Wehtönen und Schluchzern. Geboren werden sie bereits mit Cowboyhut, Fransenweste, Jeans und Sporenstiefeln, bestens aus gerüstet mit Colts, Lassos und Brandeisen, alles natürlich en miniature und vollkommen praxisuntauglich.

SPÜRFÜHLERCHEN, DAS: Bekanntester Vertreter der harmlosen Gattung der Gefühlsvampire. In Gestalt und Größe der Gemeinen Stubenfliege ähnlich, allerdings mit zwei antennenartigen Fühlern ausgestattet, für die sich keine Radarplantage des Atlantischen Geheimdienstes zu schämen bräuchte. Diese Fühler erlauben es dem Spürfühlerchen, emotionale Empfindungen jeglicher Art, bevorzugt von intelligenten Lebensformen wie Nattifftoffen, Fhernhachen, Buntbären, auch Menschen, zu empfangen und in Kalorien zu verwandeln. Gefühle sind also die einzige Nahrung der Spürfühlerchen, weshalb sich die kleinen, flinken und beinahe unsichtbaren Tierchen gerne an den Schauplätzen emotionsbetonter Veranstaltungen wie Konzerten, Hochzeiten oder Gerichtsverhandlungen aufhalten. Ein vollkommen haltloser Mythos ist die verbreitete Annahme, "negative" Empfindungen wie Wut, Hass, Angst, Neid etc. bekämen dem Spürfühlerchen weniger gut als Glück, Freude, Liebe unzoweiter. Vielmehr sind solche Unterschiede im Geschmacksempfinden der Spürfühlerchen wertneutrale Gegensätze wie süß und salzig, oder, um ein anderes Beispiel anzubringen, pflanzliche und fleischliche Nahrung. Eine ausgewogene Ernährung ist auch für Gefühlsvampire wichtig.

 

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