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25. Was sind die drei erfolgreichsten Werke von Graf Zamoniak Klanthu zu Kainomaz? Geben Sie jeweils eine kurze Inhaltsangabe!

Zamonische Kultur / April 2001 /

Diese Frage ist insofern interessant, als dass ein Graf Zamoniak Klanthu zu Kainomaz als solcher niemals existiert hat. Natürlich, dass dieser Name ein Pseudonym ist, ist mittlerweile wohl allgemein bekannt, aber es handelt sich bei diesem angeblichen Schriftsteller nicht einfach um jemanden, der anonym bleiben möchte, sondern vielmehr um eine virtuelle Person, bestehend aus dem ehemaligen Kornheimer Gastwirt Per Pemmpf, der zu Lesungen, Ehrungen, Buchmessen und ähnlichen öffentlichen Anlässen erscheint, der Marketingabteilung des Gralsunder Buchverlages, die das ganze organisiert und plant, und schließlich Hildegunst von Mythenmetz, der die Prinz-Kaltbluth-Romane, die unter dem Namen jenes Grafen zu Kainomaz erscheinen, schreibt. Jawohl. Es klingt unwahrscheinlich, ist doch der Intellektuellenschriftsteller Mythenmetz bekanntermaßen einer der heftigsten Verächter dieser oberflächlichen, spannungsliterarischen Groschenromane, die monatlich und ohne festen Einband erscheinen, teilweise sogar im Supermarkt ausliegen - aber es zeigt sich mal wieder, dass es auch in Zamonien in der Hauptsache aufs Marketing ankommt. Per Pemmpf hatte mal einen Schwager, dessen Schwippcousine urgroßväterlicherseits einen Onkel dreizehnten Grades hatte, der beim Verlag arbeitete, außerdem ein gewisses schauspielerisches Talent sowie publikumswirksames Aussehen. So kam er an den Job, was die Öffentlichkeitsarbeit betraf.

Hildegunst von Mythenmetz seinerseits hatte sich schon kurz nach seinem ersten großen literarischen Erfolg, der Finsterbegmade, zum Ausgleich für die intellektuellen Olympialeistungen, die ihm die Verschriftlichung seiner Ideen abverlangte, zusätzlich an Spannungsromanen unauslotbarer Flachheit zu arbeiten. Es versteht sich wohl, dass Mythenmetz dieses Thema peinlich war und er seine diesbezüglichen geistigen Ergüsse, die Abenteuer des Prinzen Kaltbluth, sorgfältigst unter Verschluss hielt. Doch nicht lange währte die Tarnung, denn die Mitarbeiter von Mythenmetz' Stammverlag merkten schon bald, dass intime Geheimnisse des Dichters sich als Goldgruben erweisen konnten, und diese Goldgruben waren mit Alkohol und Schmeicheleien ganz gut freizulegen. Als der erste Kainomaz-Roman erschien, niemand hätte ihn freilich mit Mythenmetz in Verbindung gebracht, ging er weg wie nichts, die Auflage übertraf sofort jegliche Rekorde von Mythenmetz' "eigenen" Werken. Was den Verfasser in eine Krise stürzte, er drohte mit Selbstmord und Umschulung zum Restaurantkoch - als Marionette eines Verlages, der mit den niedersten literarischen Anforderungen des gemeinen Volkes spiele, um jede mögliche Pyra für sich abzupressen, könne und wolle er nicht existieren. Meinte er. Er konnte aber sehr wohl, tatsächlich lief er erst später und als Marionette sowohl im "richtigen Leben" mit Werken wie der "Zyklopenkrone", dem "Bassrüttler des Voltigorken", dem "Sprechenden Ofen" oder "Ensel und Krete" als auch als Graf Zamoniak Klanthu zu Kainomaz zu Höchstform auf. Womit wir nun endlich wieder bei der Aufgabenstellung angelangt wären - dies sind die kongenial abgeschriebenen Klappentexte der drei größten Absatzknüller des imaginären Grafen:

PRINZ KALTBLUTH UND DER FEUERBERG - Oh großes Unheil, Prinzessin Ramona Rebula von Ratzbüttel ist von einem gar grässlichen, dreiköpfigen Drachen entführt worden. Der heldenhafte, stählerne, sympathische, mutige und gutaussehende Prinz Kaltbluth macht sich mit seinen Getreuen sofort auf den Weg, das Ungetüm zu vernichten und die edle Prinzessin zu befreien. Doch es ist ein hohes Ziel, das er er sich gesteckt hat: Zahlreiche Gefahren müssen überwunden werden, spitze Klippen, rudelweise wilde Tiere, schier unüberwindliche Sümpfe und noch mehr unvorstellbare Gefahren. Wird es dem mutigen Prinzen gelingen, das Ungetüm zu vernichten und die edle Prinzessin zu befreien?

PRINZ KALTBLUTH UND DIE BURG DES SCHRECKENS - Oh großes Unheil, Prinzessin Helicia Hanebux von Hachenburg ist von einem gar bitterbösen Zauberer entführt worden. Der heldenhafte, stählerne, sympathische, mutige und gutaussehende Prinz Kaltbluth macht sich mit seinen Getreuen sofort auf den Weg, den Magier zu besiegen und die edle Prinzessin zu befreien. Doch es ist ein hohes Ziel, das er sich gesteckt hat: Zahlreiche Gefahren müssen überwunden werden, grausige Heulgespenster, Armeen von Toten, Erdbeben und noch mehr unvorstellbare Gefahren. Überdies ist der Zauberer in Wirklichkeit ein gar grässlicher, neunköpfiger Drache! Wird es dem mutigen Prinzen gelingen, das Ungetüm zu vernichten und die edle Prinzessin zu befreien?

PRINZ KALTBLUTH UND DIE EISWAND - Oh großes Unheil, Prinzessin Septigunde derer von Siebenstahl ist von einem gar grässlichen, siebenundzwanzigköpfigen Drachen entführt worden. Der heldenhafte, stählerne, sympathische, mutige und gutaussehende Prinz Kaltbluth macht sich mit seinen Getreuen sofort auf den Weg, das Ungetüm zu vernichten und die edle Prinzessin zu befreien. Doch es ist ein hohes Ziel, das er er sich gesteckt hat: Zahlreiche Gefahren müssen überwunden werden, Treibsandmeere, Giftseen, Finsterbergtrolle und noch mehr unvorstellbare Gefahren. Wird es dem mutigen Prinzen gelingen, das Ungetüm zu vernichten und die edle Prinzessin zu befreien?

Sie sehen, niveau- und einfallsmäßig versuchen die Klappentexte, ich möchte wirklich wissen, wer die schreibt, den eigentlichen Inhalt der Romane noch zu unterbieten. Aber so werden sie ihm auch am besten gerecht.

 

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