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18. Welche Grundlagen bestimmen das Denken der Druiden?

Zamonische Philosophie / September 2001 /

Die jungen Leute wollen heute alle Druiden werden. - Ein Traumberuf? Ich fühle mich verpflichtet, an dieser Stelle einmal ein objektives Bild von dieser Art der Erwerbstätigkeit und den für sie obligatorischen Denkgrundlagen zu geben.

Die Druiden bildeten ja ursprünglich die Priesterkaste bei den keltischen Stämmen, die auch für Wahrsagung, Heil- und Sternenkunde, Rechtsprechung sowie Bewahrung aller möglichen religiösen Geheimlehren zuständig war. Seitdem ihnen die Ausübung ihrer Berufung von römischen Kaisern verboten wurde, haben sie ihre Tätigkeit nicht groß geändert, nur verlagert, zumeist in die zamonische Weltstadt Atlantis. Die dort lebenden keltischen Menhirgnome stellen eine kaufkräftige und -freudige Klientel für die Druiden-Dienstleistungen, sodass man sich als Druide nicht zu sorgen braucht, allzumal die gesamte Wohnungseinrichtung aus Frevlern, Ketzern und anti-irischen Propagandisten bestritten werden kann, die man in Türklinken, Zimmerpflanzen oder Sofas verwandelt hat.

Zaubertränke brauen, anderen Leuten nach Gutdünken Indianerfriedhöfe unters Haus zaubern und in vierter Reihe parken darf man ungestraft, Steuerfreiheit ist sowieso drin, und mit einem amtlichen "Druide im Dienst"-Aufkleber am leibeigenen Rikschadämonen ist man praktisch von sämtlichen Verkehrsregeln entbunden. So gesehen ein höchst attraktives Berufsbild. ABER, wohlgemerkt, ABER die Pflichten eines Druiden beschränken sich nicht darauf, einen langen und gut gepflegten Bart zu besitzen, geheimnisvolle Beschwörungsformeln zu murmeln, Kräutersäfte zu mixen, anhand von Sternenkonstellationen, Handlinien und der Anordnung von Phogarrenkippen im Aschenbecher Glück oder Unheil zu erfinden und alle Jubeljahre mal bei Vollmond einen einsamen Berggipfel zu erklimmen und ein inniges Zwiegespräch mit Mutter Natur und den verborgenen Kräften des Kosmos vorzutäuschen, NEIN, es geht um mehr. Eine ganz bestimmte Geisteshaltung auf der Basis von linksoszillierenden Monokulturen und der philophysikalischen Wellenlänge des Buchtinger Butterbrotbaumes ist unbedingte Voraussetzung für eine erfolgreiche Druidenkarriere. Es geht nun mal nicht ohne eine etwas mystifizierte, tiefgründigere Sicht der Realität - so muss zum Beispiel jeder Druide alle sieben Tage einmal die Letzte Wahrheit schauen. Die hat er auf Video. Dann verfasst er jede Woche eine neue existenzialistische Schrift mit allem, was ihm zur Letzten Wahrheit spontan so einfällt, in etwa so: "Verdammte Kackbratze noch mal, ich kann keine Pfannkuchen mehr sehen, die kommen mit zu den Füßen raus, die kann sich meinetwegen dieser komische schmalzlockige Typ in die Haare schmieren, der immer diese oberflachen Sprüche bringt! Ich frage mich, was das mit der Letzten Wahrheit zu tun haben soll, weil mir das mittlerweile so was von auf den Sack geht, auch die Stelle, wo die Nonnen aus dem Altglascontainer kommen, jedesmal das gleiche Lied, ich hätte das ohnehin ganz anders gemacht, mit Tomaten und Kiwis dekoriert, farblich sehr schön und dem Auftritt des Schurken durchaus angemessen. Am geilsten find ich ja immer noch, wo der Briefträger geschreddert wird und gegen den Chinesen im Schach verliert..." usw.

Zu den unangenehmeren Pflichten der Druiden zählt es auch, täglich die Götter anrufen zu müssen. Die vielen Fernstgespräche schlagen sich einerseits ganz schön auf der Telefonrechnung nieder, zumal die da oben jetzt auf die teuren Hotlines umgeschaltet haben und einen gerne sinnlos mit kitschigen Schmalzschlager-Warteschleifen foltern, bis endlich mal einer drangeht, Wotan, Lug, Brigit, Ogma, Goibniu, Teutates oder wer immer auch gerade Telefondienst hat - andererseits sind die meisten Götter ganz schön unausstehlich geworden (Götter sind ja heutzutage, wie wir alle wissen, zu großen Teilen arbeitslos, weil die Menschheit inzwischen genug Reife erlangt hat, sich aus eigener Kraft ins Verderben zu stürzen) und keifen ohne Punkt und Komma wider Gott und die Welt, begehren, dass man ihnen beim Kreuzworträtsellösen assistiere und werden schnell pampig, wenn man nicht genug Komplimente, Schmeicheleien und kriecherische Bemerkungen in das ansonsten recht einseitig dominierte Gespräch einfließen lässt.

Image und Innung verpflichten den atlantischen Druiden überdies zu einem etwas kargen Lebensstil. Zumindest in der Öffentlichkeit darf nichts getragen werden denn grobe Sackleinen bzw. ein üppiger Bart im Range eines Pelzmantels, und nichts gegessen als Brot, Wasser, saure Gurken und Ölsardinen. Spricht ein Druide zu einem gemeinen Sterblichen, so ist er gehalten, dies in einem eigenartigen Singsang zu tun und möglichst kryptisch, am besten vollkommen unverständlich formuliert, aber so, dass es nach viel klingt, klar. Die geheime Ideologie des Druidenvolkes, die jeder Druidennovize um halb vier Uhr nachts mit einem Eimer Wasser im Gesicht in Form eines Gedichtes fehlerfrei herunterrasseln können muss, folgt ihrerseits ähnlichen Richtlinien:

"Schwelmige Gerfeln durchmonkeln das Ürpf, schnarstriger Plungsch femtriziert. In mäskem Genürfe entschneudert Verbritt, wodurch zörfig Ungrauf suliert. Bräugle, Morachel, und schwarble erfrunzt, wumpere Sorchel mit Zaud! Gib Schlormogol und breuse es plitt, glöpfe nicht Gungel noch Schraut. Jäubelst du gliebig, so wirst du erwäun, Frögel das Quem gleut: Engcho! Tugel wird xeppern, Ünck wird zerquäun, Arblog ist megligensho! In Ewigkeit, Graubrot."

Tja, man muss das locker sehen - so denkt eben ein echter Druide im Grunde seines Herzens. Ich weiß das, ich wollte ja selber mal einer werden - aber aus irgendeinem Grunde, keine Ahnung warum, haben sie mich rausgeschmissen. Und ich jetzt so zur Strafe ihre ganzen Geheimnisse am Ausplaudern. So. Das kommt davon. Ätsch.

 

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